Mauerwerk
Mauerwerk ganz einfach – Stein auf Stein!
„Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein.“ Diesen Gedanken aus dem bekannten Kinderlied hatten wohl schon die Menschen im 5. Jahrtausend vor Christus. Archäologische Funde belegen, dass zu dieser Zeit bereits Mauerwerksbauten errichtet wurden. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass schon etwa vor 15.000 Jahren Bauwerke aus getrocknetem oder gebranntem Lehm hergestellt wurden. Neben dem Holzbau gehört der Mauerwerksbau sicherlich zu den ältesten Bauarten überhaupt.
Mauerwerk – Alt, antiquiert und nicht mehr zeitgemäß?
Wie alle Baustoffe und Bauverfahren haben sich Bauwerke aus Mauerwerk jeweils den wechselnden Vorgaben angepasst. Im aktuellen Bauwesen gibt es deshalb eine Vielzahl von unterschiedlichen Mauersteinen mit mindestens ebenso vielen speziellen Eigenschaften. Während das Naturstein-Mauerwerk – sicherlich das Verfahren der „ersten Stunde“ – heute fast nur noch im Bereich der Restaurierung anzutreffen ist, gibt es bei den künstlich hergestellten Mauersteinen neben den Ziegelsteinen beispielsweise Kalksandsteine, Porenbetonstein, Leichtbeton- und Betonsteine. Je nach Anforderung an die Tragfähigkeit, Wärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz und Schutz gegen Witterung sind die Mauersteine nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt.
Um die hohen Anforderungen im Wärme- und Schallschutz erfüllen zu können, werden Mauersteine auch mit anderen Baustoffen kombiniert. Manche moderne hochwärmedämmende Mauerziegel sind beispielsweise mit Dämmstoffen wie Perlite oder Mineralfaser gefüllt. Auch zweischalige Aufbauten sind etabliert. Hier hat eine Schicht die Funktion der Lastabtragung und Wärmedämmung, während die außenliegende Schicht den Schutz gegen Witterungseinflüsse bietet.
Mauerwerk – Die Technik aus dem Sandkasten?
Beim Mauerwerksbau sehen viele Bauherrn die ideale Möglichkeit Eigenleistung einzubringen, da das Mauerwerk einfach und fehlertolerant erscheint. Dies ist leider ein Trugschluss. Das Aufeinandersetzen von Steinen mit einer Zwischenschicht aus Mörtel mag einfach aussehen, verlangt jedoch Fachwissen, um Fehler und damit spätere Schäden vermeiden zu können. Dabei sollten die Mörtelschichten möglichst gleichmäßig und vollflächig sein, um eine gute Lastabtragung zu ermöglichen und eine ideale Grundlage für den Putz zu schaffen. Aber auch der Verband, also die schichtweise versetzte Anordnung der Steine, muss Regeln erfüllen, damit eine möglichst homogene Wandscheibe entsteht. Ein häufiger und oft folgenschwerer Fehler ist die Verwendung von nicht zueinander passenden Steinarten in einer Wand oder in einem Geschoss.
Mauerwerk – Warum?
Wo liegen die Vorteile, wenn nach einschlägigen Werbebroschüren der Holzbau ökologischer und billiger ist, der Betonbau einfacher und massiver und der Stahlbau leichter und schneller? Eine Pauschalantwort gibt es nicht. Jeder Baustoff und jede Bauart hat Vor- und Nachteile. Die Werbung für einen Baustoff ist häufig nicht nur wirtschaftlichen Überlegungen geschuldet, sondern, insbesondere bei den handwerklichen Anbietern, auch der jeweiligen persönlichen Überzeugung. Dennoch sollten schon bei der Planung die Schwerpunkte der Bauherrnschaft festgestellt und daraus möglichst neutral die geeignetste Bauweise gewählt werden. Besondere Vorzüge des Mauerwerksbaus sind beispielsweise die Möglichkeit der sehr individuellen Gestaltung, insbesondere auch bei späteren Veränderungen am Gebäudebestand. Die Ziegelbauweise kann beispielsweise auch durch die Vorteile einer massiven Bauart mit hoher Belastbarkeit und ausgleichendem Verhalten bei wechselnden Temperaturen und Feuchteeinwirkungen punkten. Der hohe Energieeinsatz bei der Herstellung ist im Zusammenhang mit den erzielten Eigenschaften und er Lebensdauer zu betrachten. Fällt die Entscheidung dennoch schwer, sollte unabhängiger Rat von einem Tragwerksplaner oder Sachverständigen hinzugezogen werden.
Der über tausende von Jahren bewährte Mauerwerksbau hat – wie auch der Holzbau – bei fachlich korrekter Ausführung nichts an Attraktivität verloren.