Pilze - essbarer Waldpilz

Pilze

Pilze – Die dritte Art der Lebewesen

Neben den Tieren und den Pflanzen werden die Pilze als eigenständige Form von Lebewesen bezeichnet. Die Ausprägung dieser Lebensform kann dabei ganz unterschiedlich sein. Vom Speisepilz aus dem Wald, über den Edelschimmel auf dem Käse, zum Schimmelpilz an Oberflächen der Wohnung, bis hin zu Fäulnispilzen im Holz, ändert sich nicht nur das Aussehen, sondern auch die Akzeptanz im menschlichen Lebensraum.

Pilze an und in Bauwerken – Schimmel

Die wohl bekanntesten Vertreter der „Fungi“ (botanische Bezeichnung der Pilze) in und an Gebäuden sind wohl die Schimmelpilze. Ob an den Fugen der Dusche, hinter der Küchenzeile, in Raumecken oder über dauergekippten Fenstern, „der“ Schimmel scheint nur darauf zu warten, bis seine Gelegenheit gekommen ist. Dabei gibt es nicht den „einen“ Schimmelpilz, sondern man geht davon aus, dass es über tausend unterschiedliche Arten sein können, die sich unerwünscht im Wohnraum verbreiten können.

Die Sporen, also die „Samen“ der Pilze, sind omnipräsent und finden sich auch in der Luft der Wohnräume. Für ein Wachstum brauchen sie drei Voraussetzungen: adäquate Temperatur, Nährstoffe und Feuchtigkeit. Während die meisten Schimmelpilzsorten mit den im Wohnbereich herrschenden Temperaturen und den organischen Substanzen (z. B. im Staub) schon ideale Voraussetzungen für ein Wachstum vorfinden, ist im Wesentlichen die Anwesenheit von Feuchtigkeit ausschlaggebend für das tatsächliche Wachstum. Diese kann durch Schäden (z. B. undichte Abdichtungen oder Rohrleitungen), aber auch durch die Nutzung (z. B. Dusche) entstehen. Sehr häufig ist aber die Kondensatbildung auf Bauteiloberflächen der Auslöser für die Entstehung von Schimmel. Die Erfahrung zeigt, wenn das Feuchteangebot etwa eine Woche vorhanden ist, entsteht in den meisten Fällen Schimmel.

 

Schimmelbefall an Wandoberflächen

Pilze in Wohnungen: Schimmelbefall am Wandfuß und in der Heizkörpernische

 

Ein Schimmelbefall führt in den seltensten Fällen zu einer unmittelbaren Beeinträchtigung der Bausubstanz. Schimmelbefall ist aber ein hygienisches Problem, das zu einem Gesundheitsproblem werden kann. Je nach Schimmelart und dessen Lebenszyklus kann die erhöhte Konzentration an Sporen und Bioaerosolen zu gesundheitlichen Beschwerden führen.

Während der Pilz mit alkoholhaltigen Reinigern oder Wasserstoffperoxid – insbesondere bei kleinem Befall – beseitigt werden kann, muss vor allem das Feuchteangebot reduziert werden, um einen nachhaltigen Erfolg bei der Schimmelbekämpfung zu erzielen. Die Feststellung der Ursache, ob baulich oder/und nutzerbedingt, ist dafür die Voraussetzung.

Pilze an und in Bauwerken – Verfärbende Pilze

Zwar verfärben auch Schimmelpilze die Holzoberfläche, als typische Vertreter der verfärbenden Pilze sind aber die Bläuepilze und die Rotstreifigkeit gemeint. Die Bläuepilze treten vor allem bei Kiefernholz und hier wiederum im Splintholz auf. Die Erscheinung ist nicht zu verwechseln mit der Vergrauung von bewitterten Holzoberflächen, die durch oberflächlichen Ligninabbau infolge UV-Strahlung verursacht wird. Bei den Bläuepilzen wächst das Myzel in den längsorientierten Zellen und bewirkt damit das bläuliche Erscheinungsbild. Da sich diese Pilze hauptsächlich auf leicht zugängliche Zucker- und Eiweißverbindungen innerhalb der Holzzellen beschränken, ergeben sich keine Veränderungen der tragenden Holzsstruktur.

 

Verfärbung durch Pilze an Brettern

Pilze im Holz: Bläuepilz an Brettern in einem Nebengebäude

 

Die Rotstreifigkeit ist im Gegensatz zu den Bläuepilzen nicht an den Jahrringverlauf gebunden, sondern erscheint meist eher in nebeneinander und hintereinander liegenden Streifen. Die Rotstreifigkeit wird durch Weißfäulepilze verursacht. Wie bei den Bläuepilzen ist auch die Rotstreifigkeit für die Holzsubstanz unkritisch. Dies gilt jedoch nur in der ersten Entwicklungsphase. In späteren Entwicklungsstufen wird durch den Abbau der Holzsubstanz die Tragfähigkeit reduziert.

Sofern nicht Holzqualität in der höchsten Sortierklasse bestellt ist, muss mit einem begrenzten Umfang an Verfärbungen gerechnet werden.

Pilze an und in Bauwerken – Fäulnispilze

Es gibt unterschiedliche Einteilungsmethoden für die Pilze. Im Bereich der holzzerstörenden Pilze wird meist nach Aussehen zwischen Braunfäule, Weißfäule und Moderfäule unterschieden. Die Pilze haben ideale Bedingungen, wenn Temperaturen zwischen etwa 17 °C bis 38 °C vorliegen und Holzfeuchtigkeiten über 36 %. Sofern ein Befall bereits vorhanden ist, reicht jedoch je nach Pilz auch schon eine Holzfeuchtigkeit ab ca. 21 % aus, damit der Organismus überleben kann. Die Pilze bauen für ihr Wachstum das Cellulose bzw. auch teilweise das Lignin des Holzes ab. Dadurch wird die Struktur nachhaltig geschädigt und das Holzbauteil verliert seine Festigkeit.

 

Destruktiver Pilzbefall als Fäulnis in tragenden Holzbauteilen

Pilze im Holz: Fäulnisbefall an einer bewitterten Außenfassade

 

Zur Vermeidung eines Pilzbefalls ist wiederum vorrangig ein niedriger Feuchtegehalt anzustreben. Die in den Regelwerken angegebene maximale Einbau-Holzfeuchtigkeit von 20 % sollte auch nachträglich nicht überschritten werden. Auch mit der Wahl der Holzsorte kann aufgrund der natürlichen Dauerhaftigkeit die Gefahr eines Holzabbaus durch Pilze vermindert werden. Nicht nur die bekannten Tropenhölzer, wie etwa Teak, sind sehr widerstandsfähig, auch die einheimische Lärche oder das Kiefernkernholz bieten einen guten Schutz gegen Fäulnis.

Pilze an und in Bauwerken – Sonderfall „Echter Hausschwamm“

Der echte Hausschwamm ist den Braunfäulepilzen zuzuordnen. Was ihn so besonders macht, ist sein schneller Wuchsbeginn durch die häufig vorkommenden Sporen und die Fähigkeit des Myzels sich auch durch nicht nährstoffreiche Bereiche – z. B. Mauerwerk – über längere Strecken bis zum nächsten Holzbauteil auszubreiten. Bei einem Befall sind deshalb auch die dem Befall angrenzenden Bauteile zu behandeln. Eine in früheren Jahren geltende Meldpflicht für einen Hausschwammbefall gilt derzeit in Bayern nicht mehr. Dennoch ist ein entsprechender Befall sehr ernst zu nehmen und professionell entsprechend der Regelwerke zu beseitigen.

 

Flaumartige Ausläufer eines Befalls durch Echen Hausschwamm

Pilze in einem Keller: Eingeschleppter „Echter Hausschwamm“ durch nasses Brennholz

 

Pilze an und in Bauwerken – Die Katastrophe?

Gegen einen Pilzbefall lassen sich vorbeugende Maßnahmen treffen. Dies betrifft insbesondere die Minimierung des Feuchteangebots. Wird eine relative Raumluftfeuchtigkeit um ca. 50 % bis 60 % angestrebt, sind die Bedingungen weder für Schimmel- noch für Fäulnispilze ideal und ein Befall eher unwahrscheinlich. Für Holzbauteile in und außerhalb von Wohnbereichen sollte konstruktiv eine Durchfeuchtung vermieden und Möglichkeiten zur Rücktrocknung vorgesehen werden. Neben der Vermeidung von Fäulnis wird so auch dem Befall durch holzzerstörende Insekten vorgebeugt. Sollten Zweifel bei der Art der Ausführung bestehen, ist eine Beratung durch einen Sachverständigen sinnvoll.

Ist ein Befall bereits vorhanden, ist zwar kein überstürztes Handeln notwendig, dennoch sollte zügig mit der Ursachenfeststellung begonnen und anschließend notwendige Schritte für die Beseitigung eingeleitet werden. Sollten Sie vor der Beauftragung einer Fachfirma eine unabhängige Beratung wünschen, empfiehlt es sich einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen zu beauftragen.

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