Ausfluglöcher von Anobien an einem Deckenbalken

Holzschädlinge – Insekten

Holzzerstörende Insekten – Ein Überblick

Insekten, die im Umfeld von Holz ihren Lebensraum haben, gibt es viele. Eine Schädigung des Holzes kann dadurch entstehen, dass die Insekten ihre Behausung im Holz herstellen und/oder ihre Nahrung aus dem Holz beziehen.

Insekten, die den lebenden Baum angreifen (Frischholzinsekten), sind beispielsweise der Borkenkäfer oder die Holzwespe. Diese Insekten befallen jedoch kaum das im Gebäude eingebaute Holz. Typische und bekannte holzzerstörende Insekten, die Bauholz befallen, sind z. B. der „gewöhnliche Nagekäfer“ (Anobium punctatum oder auch unter der Mehrzahl „Anobien“ bekannt) oder „Hausbockkäfer“ (häufig auch: „der große Holzwurm“). Sie gehören zur Gruppe der Trockenholzinsekten.

Ähnlich wie bei holzzerstörenden Pilzen bevorzugen die Schädlinge erhöhte Holzfeuchten. Dabei liegt die Grenze, ab der ein Befall stattfindet, jedoch deutlich niedriger. Der zum Überleben der Larven geeignete Holzfeuchtebereich liegt zwischen etwa 9 % und 60 %. Ideale Lebensbedingungen finden die holzzerstörenden Insekten vor, wenn das Holz eine Feuchte von ca. 30 % hat. Liegt die Raumluftfeuchtigkeit kontinuierlich unter 50 % rel. Feuchte wird die Larventätigkeit weniger.

 

 

Holzzerstörende Insekten – Entwicklung im Holz

Die Eiablage der Käfer erfolgt in Holzritzen oder auch in den eigenen Ausfluglöchern. Im Holz nehmen die Larven der Käfer ihre Nahrung aus der Zellulose des Holzes auf. Nach entsprechenden Untersuchungen scheinen auch Proteine und Vitamin B2 für die Lebensbedingungen der Larven von Bedeutung zu sein. Speziell beim Hausbockkäfer und beim Nagekäfer dürfte dies auch ein Grund sein, warum die Larven Splintholz dem Kernholz vorziehen.

Je nachdem wie gut die Lebensbedingungen im Holz sind, insbesondere auch wie feucht das Holz ist, leben die Larven etwa drei bis über zehn Jahre im Holz. Die zerstörerische Tätigkeit findet dabei im Verborgenen statt. In stiller Umgebung können Fraßgeräusche wahrgenommen werden. Offenbar wird der Befall, wenn sich die Käfer nach der Verpuppung „ins Freie fressen“ und damit das Ausflugloch sichtbar wird. Besonders beim Hausbockkäfer können die bis dahin entstandenen Schäden am Holz so beträchtlich sein, dass die Standsicherheit gefährdet ist.

Auswirkung auf die Holzkonstruktion

Je nach Käferart und Umfang des Befalls findet durch die Fraßtätigkeit der Larven eine relevante Reduzierung des Holzquerschnitts statt. Dadurch vermindert sich die Tragfähigkeit des Bauteils. Wird dies nicht rechtzeitig festgestellt oder der Befall nicht zutreffend eingeschätzt, wird es zum Versagen von einzelnen Bauteilen kommen. Größere Folgen, wie beispielsweise ein Teileinsturz der Konstruktion sind nicht auszuschließen, wenn es sich bei den geschädigten Bauteilen beispielsweise um zentrale Stützen oder Balken handelt.

Bereits bei den ersten Kennzeichen eines Befalls ist es daher empfehlenswert, fachkundige Beratung hinzuzuziehen. Ansprechpartner hierfür sind öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Holzschäden oder für das Zimmererhandwerk. Da eine Bewertung der Standsicherheit erforderlich ist, sollte der Sachverständige auch diesen Bereich abdecken oder ein Tragwerksplaner hinzugezogen werden.

Holzzerstörende Insekten – Vorbeugen/Bekämpfen

Nachdem in einen Zeitraum von über 30 Jahren keinerlei Insektenbefall an Brettschichtholz (verleimten Balken) festgestellt wurde, lag die Vermutung nahe, dass technisch getrocknetes Holz Vorteile haben könnte. In einer größeren Studie wurde schließlich bestätigt, dass eine technische Trocknung gegenüber der natürlichen Trocknung des Holzes die Gefahr eines Insektenbefalls deutlich senkt. Die Gründe vermutet man vor allem in der durch Hitze bedingten Reduzierung der Lockstoffe und der Alterung des Nährstoffangebots. Bei neu herzustellenden Bauwerken ist daher das Bauholz aus der Trockenkammer dem natürlich getrockneten zu bevorzugen.

Auch Maßnahmen schon bei der Planung oder auch bei der Ausführung – wie etwa Einbausituationen, die eine Durchfeuchtung des Holzes vermeiden und ein Austrocknen begünstigen – können das Risiko eines Befalls vermindern.

Liegt jedoch bereits ein Befall vor, sollte vor weiteren Maßnahmen geklärt werden, ob noch eine aktive Tätigkeit der Schädlinge besteht („Lebendbefall“) oder aber die Insekten bereits abgestorben sind. Soweit dies möglich ist, ist der Austausch von betroffenen Hölzern die sicherste Methode, den Befall zu entfernen. Eine Bekämpfung kann durch direktes Aufbringen von geprüften Präparaten erfolgen oder durch Injektion in das Holz. Alternativ oder begleitend kann eine Heißluftbehandlung oder eine Begasung erfolgen.

In jedem Fall empfiehlt sich vor der Durchführung entsprechender Maßnahmen eine gründliche Bewertung des Sachverhalts. Geeignete Fachleute hierfür sind beispielsweise öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Holzschäden oder für das Zimmererhandwerk.

Grundsätzlich gibt es neben den oben genannten und als Regelsanierung bezeichneten Verfahren auch weitere Methoden, die erfolgversprechend sind und je nach Umfang und Ort des Befalls angewandt werden können.

 

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