Holzdecke mit alten Holzbalken und Rissen

Holz ohne Risse – Ist das machbar?

Risse im Holz – Ein Überblick

Sind Risse im Holz vermeidbar? Wenn Möbel, wie der Esstisch aus Buchenholz oder der Wohnzimmerschrank aus Edelkastanie ohne Risse sind, warum gibt es dann an den Holzsäulen des Balkons oder den Sparren am Dach Risse?

Anders als bei künstlich hergestellten Materialien, wie Kunststoffen, Metallen oder auch Beton hat Holz aufgrund seines natürlichen Zellaufbaus und Faserverlaufs abweichende Eigenschaften in Längs- und Querrichtung. Diese Eigenschaften bilden auch die Grundlage für eine größere Anzahl unterschiedlichster Rissarten.

So gibt es beispielsweise Risse, die üblicherweise vor dem Einbau des Holzes im Bauwerk entstanden sind, wie Blitzrisse, Ringschäle und Frostrisse. Eine weitere Gruppe bilden die Rissbilder, die durch Überbeanspruchung hervorgerufen werden, wie etwa Querzugrisse, Biegerisse und Schubrisse. Während man die bisher genannten Risse am fertigen Bauwerk durch eine sorgfältige Holzauswahl und eine ausreichende Dimensionierung weitgehend zielsicher vermeiden kann, ist dies bei den Trocknungsrissen oder Schwindrissen deutlich schwieriger.

Die Beurteilung, auf welche Ursache ein Riss zurückzuführen ist, ist nicht immer einfach. Im Zweifel sollten Sie sich an einen öffentlich bestellten und vereidigten (ö.b.u.v.) Sachverständigen der Handwerkskammern wenden.

 

Schwindrisse im Holz

Bevor ein Baum gefällt wird, sind seine Holzzellen mit Wasser gefüllt. Gegenüber der reinen Holzmasse kann der Wasseranteil den bis zu 1,5fachen Anteil betragen. Lagert man das geschnittene Holz im Freien, „trocknet“ es und der Wasseranteil reduziert sich auf etwa ein Zehntel der ursprünglichen Menge. Mit der Wasserabgabe geht zugleich eine Verringerung des Holzvolumens einher, was man als „Schwinden“ bezeichnet. Bei wieder ansteigender Feuchtigkeit kehrt sich dieser Vorgang um und das Holz vergrößert sich wieder – es quillt.

Da der Trockenvorgang von außen nach innen erfolgt, verkleinern sich die äußeren Zellen, bevor die inneren ihr Wasser abgeben können und es entstehen an den Zellwänden große Spannungen, die letztlich zu dem sichtbaren Riss im Holz führen können.

 

Maßnahmen für ein rissefreies Holz

Man kann aber die Gefahr der Rissentstehung reduzieren, indem man den Baumstamm mit Schnitten durch den Kern teilt (kerngetrennt). Günstig wirkt sich weiterhin eine langsame und gleichmäßige Trocknungsphase aus. Als Bauholz darf es üblicherweise erst verwendet werden, wenn die Holzfeuchte nicht mehr über 20 % liegt. Im eingebauten Zustand sollte man das Holz vor wechselnden Feuchtigkeiten schützen, um die Quell- und Schwindvorgänge so klein wie möglich zu halten.

Breite Bretter oder Bohlen weisen manchmal Längsschnitte an der Rückseite auf. Man spricht von Entlastungsschnitten. Durch die Einschnitte wird das Verformungsvermögen des Holzes durch Schwinden erleichtert und unkontrollierte Risse vermieden.

Auch die Holzsorte hat großen Einfluss auf die zu erwartende Rissbildung. Insbesondere Harthölzer wie beispielsweise Eichenholz erfordern erhöhten Aufwand beim Trocknen und bei der Verarbeitung.

 

Die Garantie?

Und wenn er doch kommt – der Riss? Holz ist ein natürlicher Baustoff und Trocknungsrisse können nach heutigem Stand der Verarbeitung nicht vollständig ausgeschlossen werden. Eine Garantie für rissfreies Holz wird ein seriöser Zimmerer nicht geben können. Zu unterschiedlich ist das gewachsene Rohmaterial für eine allgemeine Bewertung.

Je nach Verwendung des Bauholzes gibt es jedoch auch Grenzwerte für Risstiefen. Insbesondere bei verleimten Hölzern, wie Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz, Furnierschichtholz usw. sollten Sie bei tieferen Rissen oder Rissen an den Leimfugen fachkundigen Rat einholen.

 

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